Kaffee trinken im Eigenheim

Wo trinken die Deutschen am liebsten ihren Kaffee? Der Deutsche Kaffeeverband ging dieser Frage nach und hat dazu eine aktuelle Studie herausgebracht, bei der 10 Tsd. Personen befragt wurden. Nach der repräsentativen Studie trinkt der Großteil der Bundesbürger (75 %) seinen Kaffee, am liebsten in den eigenen vier Wänden oder besser gesagt, in dem geliebten Eigenheim. Hierzu stellt sich auch die Frage wie der Kaffee überhaupt nach Deutschland kam?

Wie der Kaffee nach Deutschland kam

Deutsche Handelsreisende hatten vor und nach 1600 immer wieder die Kunde vom belebenden Türken-Trank – und wohl auch ein paar Hand voll Kaffeebohnen – in die deutschen Fürstentümer getragen. Aber es dauerte etwas länger, bis das exotische Genussmittel auch östlich des Rheins wirklich heimisch wurde. Zum ersten Mal erfuhren die Deutschen im Jahr 1582 aus den Reiseberichten des Botanikers Leonhard Rauwolf vom Kaffee. Kein großer Erfolg war jedoch der wohl ersten deutschen Kaffeeprobe beschieden, die ein Merseburger Kaufmann 1631 zu Hause veranstaltete. Ein Amsterdamer Geschäftsfreund hatte ihm das braune Pulver geschickt. Aber seine Frau goss es nicht mit gekochtem Wasser auf, sondern – mit heißer Hühnerbrühe! Englische Kaufleute lieferten Kaffeesäcke in den Hamburger Hafen, die Italiener brachten die Bohnen in die süddeutschen Handelsstädte wie Nürnberg und Frankfurt. Deutsche Gewürzhändler, Krämer und Apotheker stritten sich um das lukrative Geschäft, bis die Landesherren den Handel reglementierten. Der gebürtige holländische Arzt Cornelius Decker (1647-1685) mit dem Spitznamen Bontekoe trug viel dazu bei, das Modegetränk bekannter zu machen. Er war es auch, der 1675 als Leibarzt des Großen Kurfürsten von Brandenburg den Türken-Trank am Hof zu Potsdam einführte.

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Kaffee im Eigenheim

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Kaffee wird zum Genussgetränk

Zum Alltagsgetränk der Deutschen wurde der Kaffee dennoch viel später als bei den europäischen Nachbarn, die ihren eigenen Kaffee anbauen konnten und das nüchterne Getränk zum Stimulans der frühkapitalistischen Gesellschaft machten. Die öffentlich-heroische Periode des Kaffeehauses, die der Kaffee in England wie in Frankreich durchmacht, wird in Deutschland übersprungen. Hier tritt er sofort auf als privat-häusliches Getränk«, bemerkt Wolfgang Schivelbusch in seinem spannenden Buch über die Geschichte der Genussmittel. Selbst die ersten Kaffeehäuser in Hamburg (1679), später in Regensburg, Leipzig, Nürnberg und Bremen hatten kaum Ähnlichkeit mit jenen in London, Amsterdam und Paris. Weder waren sie quirlige Nachrichtenbörsen noch verqualmte Volksuniversitäten, vielmehr dienten sie der Kaufmannszunft als steife Versammlungsorte. Sie waren allein den Männern vorbehalten. Die Frauen gründeten später das biedermeierliche Kaffeekränzchen, was man aber kaum als emanzipatorischen Racheakt bewerten kann.

Kaffeeschnüffler und Devisenprobleme

Weil das in viele Kleinstaaten zersplitterte Deutschland keine eigenen Kolonien, geschweige denn Anbaugebiete besaß, blieb die Kaffeebohne ein Luxusgut, das den Holländern und Franzosen für teure Devisen abgekauft werden musste. Friedrich II. dem Großen (1712 bis 1786) gefiel das ganz und gar nicht. Der Preußenkönig, der eigentlich ein für seine Zeit fortschrittlicher Monarch war, entdeckte im Kaffeekonsum eine große Gefahr für die Gesundheit – seiner Staatsfinanzen. Als er erfuhr, wie viel Geld, nämlich 700 000 preußische Taler, jährlich für Kaffeebohnen in die Kassen der Engländer und Niederländer floss, versuchte er, den Gang der Geschichte zu bremsen.

Das Volk sollte gefälligst wieder Bier trinken, damit die Devisen im Land blieben. Im Januar 1781 erließ er ein Dekret, das es Privatleuten verbot, Kaffeebohnen zu rösten und zu besitzen, mit Ausnahme der hohen Stände, die einen Brennschein erwerben konnten. Der Preis in den öffentlichen Brennhäusern machte den Kaffee zum unerschwinglichen Luxusgut. Um das als skandalös empfundene Verbot zu kontrollieren, schickte der Alte Fritz seine Kaffeeschnüffler und Zöllner durch die Lande, die beim Volk entsprechend verhasst waren. Denn ihre Willkürakte wuchsen sich zu wahren Plündereien aus. Nach dem Tod Friedrichs wurde das staatliche Kaffeeröstmonopol wieder abgeschafft, die Kaffeeröstereien aber blieben. Das deutsche Devisenproblem ebenfalls. Dem kaffeebedingten Geldabfluss ins Ausland war offenbar durch Steuern, Verbote und Strafen nicht beizukommen.

Im hessischen Kaffee-Edikt hatte man bereits 1766 den Armen, dem Gesinde, den Tagelöhnern und allen denen, welche zu einer lüsternen Ausgabe das Vermögen nicht haben, den Genuss und Gebrauch des Kaffees gänzlich untersagt. Das Vergehen wurde mit zehn Reichstalern, 14 Tagen Gefängnis oder einer ebenso langen Arbeits-Strafe geahndet. Genutzt hat es letztlich wenig. Daher versuchte man, den Kaffee bei den Untertanen als »undeutsches Getränk« zu verunglimpfen. Zurück zum Bier! lautete die vaterländische Parole. Und wieder verbreiteten reaktionäre Ideologen unbewiesene oder längst widerlegte Argumente gegen den Kaffeegenuss, nur eben hundert Jahre später als in Frankreich und England.

Kaffee im Eigenheim

Kaffee im Eigenheim

 

Alternativen zum Bohnenkaffee

Es gab auch Versuche, einen deutschen Ersatz für den teuren Importartikel Kaffee zu finden. Die kleinen Leute tranken etwa ein Gebräu aus gebrannter Gerste, Eicheln, Malz oder Rüben. Doch erst der Zichorienkaffee aus der Wurzel der Wegwarte schien einigermaßen wie schwarzer Kaffee auszusehen und zu schmecken. 1769 nahm die erste Cichorien-Pulverfabrik in Braunschweig ihren Betrieb auf. Doch stets schlürfte der kleine Mann seinen Muckefuck mit dem bitteren Gefühl der Minderwertigkeit. Im 19. Jahrhundert gehörte dann der feine Unterschied zwischen echtem Bohnenkaffee und billigem Surrogat zu den diskriminierenden Statussymbolen der Oberschicht. Immerhin war es ein Deutscher, der Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge, der 1819 als Erster den Wirkstoff Koffein dingfest machte. Im 19. Jahrhundert trank kein Volk mehr Kaffee als die Deutschen. Und zur Gründerzeit wuchs endlich auch in Berlin, Leipzig, München und Hamburg eine Kaffeehauskultur heran, die diesen Namen verdiente.